A Guide To Great Tech Stories

 

Oder: Wie man Technikthemen findet und recherchiert 

„Ohne mit Menschen gesprochen zu haben, kann man keine gute Geschichte schreiben.“

Georg Küffner, F.A.Z.

(No.) 1
Servicetechniker wissen Bescheid.

Wo liegen die Schwachstellen eines Produkts? Wie lange hält es? Was geht zuerst kaputt?Wo hat der Hersteller gespart? Das weiß niemand besser als der Servicetechniker oder Handwerker, der das Gerät regelmäßig wartet oder repariert. Er kann die wirklichen Geschichten aus dem Alltag erzählen. 

(No.) 2
Anwendererfahrungen nutzen.

Ob der Hersteller hält, was er verspricht, merkt zuerst der Anwender. Er ist aber auch ein guter Gesprächspartner,  wenn es darum geht, Schwachstellen und Probleme bei einem Produkt zu finden – und die können der Ausgangspunkt einer Story sein. 

(No.) 3
Im Labor umsehen.

Wissenschaftler an Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind stets verwirrt und suchen ihre Brille – aber sie sind eine gute Quelle für Zukunftsthemen. Denn sie beschäftigen sich mit Fragen, die erst in einiger Zeit im Alltag eine Rolle spielen könnten und von denen noch kaum jemand etwas weiß. Welche Forschungseinrichtungen gibt es in der Region? Welche sind bundesweit renommiert? Welche sind weltweit die anerkanntesten? 

(No.) 4
Unternehmen besuchen

Auch in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen (F&E) von Unternehmen wird nach den Ideen und Produkten der Zukunft geforscht. Manches Unternehmen möchte darüber allerdings nicht reden – andere Unternehmen dagegen kündigen sehr gerne an, was sie erst in weiter Zukunft präsentieren werden. Auf jeden Fall hilft es bei der Themenfindung, Kontakte zu den F&E-Abteilungen aufzubauen und zu pflegen. 

(No.) 5
Politiker fragen

 Auf allen Ebenen – Kommunen, Land, Bund und EU – beeinflussen politische Entscheidungen technische Entwicklungen: Von der Industrieansiedlung im Gewerbegebiet bis zur Energiepolitik. Auf Technologiepolitik spezialisierte Politiker sind eine ergiebige Themenquelle! 

(No.) 6
Herausfinden, wer für Ordnung sorgt

 Wenn es um Technik geht, herrscht deutsche Gründlichkeit! Es gibt Standards, Normen, Vorschriften. Wer sie aufstellt und überwacht, versteht eine Menge vom Thema und ist ein 1A-Gesprächspartner: Normierungsinstitutionen wie das DIN, Prüfeinrichtungen wie TÜV, Dekra und GTÜ und auch die Stiftung Warentest. Und für die Arbeits­sicherheit sorgen die Berufsgenossenschaften. 

(No.) 7
Erfinder finden.

Es sind nicht immer verrückte Genies und seltsame Außenseiter, aber oft von einer Idee besessene Ingenieure oder Tüftler, die geniale oder auch absurde Dinge erfinden. Wer einen davon findet, hat auch eine Geschichte gefunden. 

(No.) 8
In den Laden gehen.

Wer Technik verkauft, hat sein Ohr am Markt und bekommt mit, was gefragt und was ein Flop ist. Aber Vorsicht: Verkäufer sind nicht immer Experten für die Technik, die sie verkaufen. Und sie sind meist auch nicht unabhängig von Unternehmensinteressen. 

(No.) 9
Mit Betroffenen sprechen.

Wer unter einer Sache leidet, möchte darüber reden. Auf ein Versprechen hereingefallen? Durch den Einsatz eines Gerätes Nachteile gehabt? Betroffene haben immer eine Geschichte zu erzählen. Man findet sie über Interessensverbände, aber viel aktueller auch über Online-Foren oder Produktbewertungen im Internet. 

(No.) 10
Mama interviewen.

Mama hat meistens auch etwas gehört – wo auch immer. Das gilt genauso für die kleine Schwester und den Opa und die Großtante. Sie alle haben ganz konkrete Erfahrungen, Ängste und Erwartungen hinsichtlich von Technik. Die Familie kann der Ausgangspunkt für sehr spannende Geschichten sein, die aus dem echten Leben stammen. 

(No.) 11
Bei Interessensvertretern nachfragen.

Bei Technikthemen gibt es oft unterschiedliche Ansichten und Interessen: Die einen wollen eine technische Entwicklung vorantreiben, die anderen wollen sie verhindern. Deshalb existieren zahlreiche Vereinigungen, die zu Technikthemen eine Meinung haben. Dazu gehören Branchenverbände, Lobby-Organisationen, Berufsverbände, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften  sowie Bürgerinitiativen.

(No.) 12
Mit Kollegen reden.

Man trifft sich immer wieder bei Pressekonferenzen und auf Messen und plaudert miteinander, man nimmt auch die Beiträge der anderen wahr. Warum nicht einmal die Geschichte der Konkurrenz infrage stellen und neu recherchieren? 

(No.) 13
Beim Stammtisch zuhören.

Beim Stammtisch zuhören. Am Stammtisch wird nicht nur viel getrunken, sondern auch viel geredet. Da treten auch Meinungen zu Technik im Alltag hervor. Wer dabei ist und zuhört, findet oft auch Themen, die die Menschen bewegen. 

(No.) 14
Auch mal Anzeigen anschauen.

Was verspricht die Werbung? Was gibt es Neues? Ist das wirklich neu? Und: Braucht das jemand? Auch Werbung kann eine ergiebige Themenquelle ein! 

(No.) 15
Freunde fragen.

Zu kurze Akkulaufzeiten beim Notebook? Zu viele verschiedene Ladekabel bei Smartphones? Was Menschen an Technik wirklich bewegt, zeigt sich schon im Freundeskreis. – Vorausgesetzt, er gehört zur Zielgruppe. 

(No.) 16
Wissenschaftliche Journale lesen.

Okay, das ist kein Spaß: Komplizierte Titel, lange Aufsätze, viele Fußnoten. Aber genau deshalb lesen das nur wenige außerhalb der jeweiligen Scientific Community. Eine super Chance also für Journalisten, frühzeitig auf ein Technikthema aufmerksam zu werden!  

(No.) 17
Messen sind ein Muss.

Während bedeutender Fachmessen sind rundherum alle Hotelzimmer ausgebucht. Kein Wunder – denn wer wissen muss, was es auf einem Themengebiet Neues gibt, muss sich auf der Messe umschauen. Auch für Journalisten sind Messen deshalb eine Fundgrube, wen es darum geht, auf dem neuesten Stand zu sein. Ein Tipp: Vor dem Messebesuch unbedingt den Ausstellerkatalog ansehen und herausfinden, wo die Highlights zu finden sind. 

(No.) 18
Blogs durchforsten.

Blogs sind nicht nur gut, um die Tagbücher anderer Leute zu lesen, sondern geben auch Aufschluss über die Technikthemen, die die Menschen aktuell interessieren.

(No.) 19
Was Daten verraten.

Eine Vielzahl von Institutionen sammeln Daten, zum Beispiel das Statistische Bundesamt in Wiesbaden, aber auch die 14 Statistischen Ämter der Bundesländer. Ebenfalls hilfreich bei der Datenrecherche ist Govdata (www.govdata.de)

(No.) 20
Behörden befragen.

Es gibt eine Menge von Behörden, die sich mit technischen Themen beschäftigen. Sie nehmen amtliche Prüfungen vor, sind für Zulassungen zuständig und stellen etwa im Falle von Unfällen Untersuchungen an. In vielen Fällen sind Behörden verpflichtet, im Rahmen journalistischer Recherchen Auskünfte zu geben.

(No.) 21
Science Fiction ernst nehmen.

In 80 Tagen um die Erde? Science-Fiction-Autoren haben eine Menge Fantasie. Manchmal sind sie auch der Realität nur einige Jahre voraus und das, was als Utopie erscheint, stellt sich später als machbar heraus. Warum nicht mal Science Fiction ernst nehmen?

(No.) 22
Technikmuseen besuchen.

Zeitreisen sind möglich! Mal in ein Technikmuseum gehen und sich durch die Ideen von gestern inspirieren lassen. Es gibt nicht nur das Deutsche Museum in München und in Bonn – sondern eine Vielzahl von Technikmuseen in der ganzen Welt. Auch das gezielte Gespräch mit den Kuratoren kann Themenideen liefern.

(No.) 23
Ab ins Archiv.

Keine Angst vor Staub und Stille! Eine Plauderei mit dem Archivar oder der Bibliothekarin wirkt wahre Wunder. Und man kommt mal zur Ruhe ... Auch Datenbanken können Inspirationen liefern.

(No.) 24
Branchenzeitschriften beachten.

Alleine in Deutschland gibt es fast 4.000 Fachzeitschriftentitel. Für so gut wie alle Branchen gibt es Magazine, die aktuelle Entwicklungen begleiten, Personalia aus Unternehmen liefern und neue Produkte vorstellen.

(No.) 25
Mal ins Kino gehen.

Hollywood kann vieles – Roboter zum Leben erwecken und die Schwerkraft außer Kraft setzen. Könnte auch in Wirklichkeit funktionieren, was da gezeigt wird? Auch das Kino kann zu Technikgeschichten anregen.

(No.) 26
Bücher lesen.

Neuerscheinungen von Sachbüchern (für Laien) und Fachbüchern (für Spezialisten) zeigen, welche Themen gerade eine besondere Konjunktur erleben. Es kann sich also lohnen, die Verlagsprogramme der Sach- und Fachbuchverlage aufmerksam zu verfolgen und sich von den Themengebieten inspirieren zu lassen.

(No.) 27
Corporate Medien nicht gleich in den Papierkorb werfen.

Viele Kundenmagazine und Mitarbeiterzeitschriften von Unternehmen sind heute genauso professionell gemacht und informativ wie Publikumszeitschriften oder Fachmedien. Manche können Journalisten sogar kostenlos abonnieren.

(No.) 28
Rekorde recherchieren.

Wenn die längste Brücke eröffnet wird, der höchste Wolkenkratzer Richtfest feiert oder das schnellste Auto präsentiert wird, können Rekorde nicht nur gefeiert, sondern auch journalistisch hinterfragt werden. Wer hielt den Rekord bisher? Was war nötig, um ihn zu brechen? Und wo liegen die derzeit bekannten Grenzen?

(No.) 29
An Jahrestage denken.

Wann wurde der erste Kühlschrank präsentiert, wann die erste Rolltreppe eröffnet, wann die Büroklammer erfunden? Jahrestage sind immer ein Anlass für journalistische Berichterstattung – wenn das Thema Relevanz besitzt. Oder eine gewisse Absurdität hat ...

(No.) 30
Katastrophen hinterfragen.

Katastrophen lösen zunächst eine aktuelle Berichterstattung aus. Jeder will wissen, was passiert ist. Doch dann kommen die weitergehenden Fragen: Warum konnte das passieren? Was ist überhaupt passiert? Und: Kann das auch hier passieren? 

Bonustipp

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